Pferde mit chronischen Atemwegsproblemen benötigen eine andere Form von Haltung und Fütterung als gesunde Pferde.
Das Ziel ist es, eine Reizung von Lunge und Bronchien auf ein Minimum zu reduzieren, um keine weiteren Schäden zu provozieren.
Worauf es in der Haltung und Fütterung ankommt, fasse ich in diesem Artikel zusammen.
1. Die Optimierung der Haltung.
Frische Luft und Bewegung, dass solten die Grundlagen der Pferdehaltung sein. Stoffe, die die Atemwege reizen, sind also zu vermeiden. Dazu gehört:
- Staub
Staub lässt sich in Ställen kaum vermeiden. Heu- und Strohballen stauben auch bei sehr guter Qualität. Bei Pferden mit Atemwegserkrankungen sollte auf eine Einstreu aus Stroh verzichtet werden. Alternativen sind zum Beispiel Leinstroh als nahezu staubfreie Einstreu. Sandböden eignen sich ebenfalls sehr gut für die Haltung empfindlicher Pferde, da er bei Bedarf auch gut gewässert werden kann.
Auch beim Fegen des Stallbereichs wird Staub aufgewirbelt. Aus diesem Grund sollten erkrankte Pferde nicht im Stall stehen, wenn dieser gerade gereinigt wird. Um die Staubmenge durch das fegen zu vermindern kann man den Stallboden zunächsten mit einer Gießkanne befeuchten. So wird eine gewisse Menge an Staubpartikeln gebunden.
Pferde mit chronischen Atemwegserkrankungen sollten in Offenställen oder luftigen Paddockboxen gehalten werden. Je mehr Zugang zu frischer Luft besteht, desto besser ist das für das Wohlbefinden.
Erkrankte Pferde sollten zudem nicht in direkter Umgebung von Heu- und Strohlagern untergebracht sein. Generell sind Stallungen, in denen Stroh als Einstreu verwendet und trockenes Heu verfüttert wird bestenfalls zu vermeiden.
Eine regelmäßige Reinigung von Stallwänden und Decken, beispielsweise mit einem Besen und anschließendem Wässern, mindert das Staubvorkommen in Ställen.
-Ammoniak
Ammoniak ist ein schädliches Gas, dass durch die Inhaltsstoffe von Kot und Urin entsteht. Je stickiger die Luft in Stallungen ist, desto höher ist die Konzentration des Gases. Durch eine regelmäßige Reinigung von Miststellen und eine gute Durchlüftung des Stalls kann die Belastung minimiert werden.
-Regelmäßiger Weidegang
Liegt die Ursache der Erkrankung nicht in einer Allergie gegen Gräse oder bestimmte Pollen, dann schafft der tägliche Weidegang dem Pferd Erleichterung. In frischem Weidegras gibt es keine Staubbelastung. Es kann also kein Staub bei der Futteraufnahme in die Atemwege gelangen. Lassen es die Haltungsbedingungen und die Figur des Pferdes zu, so ist eine reine Weidehaltung optimal für Pferde mit chronischen Atemwegsproblemen.
2. Die Optimierung der Fütterung
Auf dem Markt gibt es viele Futtersorten und Futterergänzungsmittel, die Pferden mit Atemwegsproblemen helfen sollen. Aber Achtung: Ist die Ursache der Atemwegserkrankung nicht geklärt, sollte auf eine eigenmächtige Verfütterung von Kräutermischungen oder ähnlichem verzichtet werden! Denn es ist auch möglich, dass das Pferd allergisch auf die angebotenen Kräuter reagiert. Somit würde sich die Symptomatik verschlimmern.
Rauhfutter ist heutzutage aus der artgerechten Pferdefütterung nicht mehr weg zu denken. Doch was tut man, wenn das Pferd kein trockenes Heu oder Stroh mehr zu sich nehmen sollte?
Stroh wird hauptsächlich als Einstreu verwendet. Alternativen wurden bereits im ersten Punkt des Artikels beschrieben. Manchmal wird Stroh auch als Futter(zusatz) verwendet. Bei erkrankten Pferden sollte allerdings darauf verzichtet werden.
Das Heu- und Stroh immer von guter Qualität sein sollte, steht außer Frage. Denn Schimmel oder eine hohe Staubbelastung im Futter kann auf Dauer zu einer chronischen Schädigung von Lunge und Bronchien führen. Da es sich bei Heu und Stroh um ein Naturprodukt handelt, werden Bakterien, Schimmelsporen, Staub und Milben immer in einer gewissen Menge vorhanden sein. Das lässt sich auch bei guter Qualität nicht vermeiden.
Um Staub zu binden, kann das Heu vor dem Verfüttern gewaschen werden. Es bietet sich an, das Heu in Netze zu füllen und anschließend in großen Bottichen mit reichlich Wasser zu übergießen. Danach bleibt das Heu für ca. 10-15 Minuten im Wasserbad. Die Methode des Wässerns hat zwar die Vorteile, dass der Staub sehr gut gebunden wird und man ohne technisches Zubehör auskommt, allerdings gibt es auch Nachteile:
1. Bei hohen Temperaturen muss das Heu direkt nach dem Wässern verfüttert werden, da es sonst anfängt zu gähren.
2. Nasses Heu und Wassereimer sind sehr schwer!
3. Bei zu langer Wässerung werden wichtige Mineralstoffe aus dem Heu ausgewaschen.
4. Bakterien und Schimmelsporen werden nicht abgetötet. Im Gegenteil, gerade bei hohen Temperatur vermehren sie sich sehr schnell in feuchtem Heu.
5. Das gewässerte Heu gefriert im Winter.
Die Alternative zum Waschen von Heu stellt das Bedampfen dar. Dabei wird das Heu mit Hilfe von Wasserdampf erhitzt und befeuchtet. Der Vorteil des Bedampfens liegt darin, dass durch die hohe Temperaturentwicklung auch restliche Bakterien und Schimmelsporen abgetötet werden. Zudem bleiben wichtige Mineralstoffe erhalten. Auch bedampftes Heu sollte zügig nach der Bearbeitung verfüttert werden, da auch hier -je nach Außentemperatur- ein Gährprozess einsetzen kann. Da herkömmliche Bedampfer in der Anschaffung sehr teuer sind, kann man auch auf einen selbstgebauten Bedampfer zurück greifen. Mit dem richtigen Werkzeug und etwas Geschick lässt er sich leicht selber bauen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Werner Balsinger, der diese Form des Heubedampfers entwickelt hat und seine Idee nicht für sich behält, sondern den Nachbau auch anderen betroffenen Pferdebesitzern ermöglicht.
Benötigtes Material:
1 Tonne (Fassungsvermögen je nach Heumenge, die zu bedampfen ist)
1 Tapeten-Dampfablöser
1 Gitter, Metallkörbchen o.ä.
1 Lochbohrer (für Holz)
Eine Anmerkung zur Tonne: In dieser Anleitung wird eine herkömmliche Mülltonne verwendet. Diese ist zwar hitzebeständig, aber nicht lebensmittelecht. Daher können bei der Nutzung Weichmacher freigesetzt werden. Hier muss jeder Pferdebesitzer für sich entscheiden, ob er diese Tonne benutzen möchte. Es gibt auch lebensmittelechte Tonnen, die etwas teurer sind.
Dampftapetenablöser haben letztendlich eine ähnliche Funktion wie Wasserkocher, nur dass sie den Dampf über den Schlauch nach außen leiten. Die Laufzeit des hier gezeigten Dampftapetenablösers beträgt ca. 70 min. Er schaltet sich selbst ab, sobald der Wassertank leer ist. In einer 120 l Tonne kann man ca. 4 kg Heu bedampfen. Die Laufzeit des Bedampfers beträgt dann ca. 45 min.
Ein Gitter oder Körbchen ist notwendig, damit das Heu nicht direkt auf dem Boden der Tonne liegt und der Dampf gut nach oben steigen kann.
Mit dem Lochbohrer wird ein Loch in den unteren Teil der Tonne gebohrt. Das Loch muss so groß gewählt werden, dass der Schlauch des Tapetenablösers hindurch passt. Das Gitter bzw. Körbchen sollte oberhalb des Lochs liegen. Wie im Bild oben zu sehen ist, wurden Gewindestangen als Auflage für das Gitter angebracht. So wird der nötige Abstand zwischen Tonnenboden und Heu geschaffen. Alternativ kann man auch ein Metallkörbchen nehmen und es mit der Öffnung nach untern in die Tonne stellen. So spart man sich das Bohren der Löcher für die Gewindestangen.
Das Bedampfen:
Beim Bedampfen geht man folgendermaßen vor:
Das Heu wird am besten in Netze gefüllt. Diese wiederum werden in die Tonne gelegt. Dabei darauf achten, dass das Heu nicht zu fest gestopft ist So kann der Dampf besser durch das Heu hindurch dringen.
Anschließend begießt man das Heu mit einer Gießkanne. So wird es durchgehend angefeuchtet und erster grober Staub wird von den Halmen "abgespült". Außerdem sammelt sich so etwas Wasser am Tonnenboden. Dieses Wasser sorgt für eine feuchteres Klima in der Tonne und gibt bei der Kombination Heu/Hitze etwas Sicherheit. Nach ca. 45 min. entnimmt man die Netze aus der Tonne und hängt sie vor dem Verfüttern noch etwas auf. Das Heu ist direkt nach der Dampfbehandlung zu heiß zum Verfüttern. Man sollte zusätzlich beachten, dass das Heu im Inneren der Netze länger heiß bleibt.
Eine Tonne lässt sich nach der Verwendung leicht mit einem Wasserschlauch reinigen. Die Öffnung für den Schlauch kann zusätzlich als Abguss-Loch für angesammeltes Wasser verwendet werden.
Sicherheitshinweise:
1. Die Kombination Hitze/Strom und Heu ist immer mit Vorsicht zu genießen! Daher würde ich einen Bedampfer nicht ohne Aufsicht laufen lassen. Aus dem gleichen Grund habe ich bisher noch keine Zeitschaltuhr angeschlossen.
2. Vorsicht Verbrennungsgefahr! Die Tonne sollte so aufgestellt werden, dass keine Kinder , Hunde etc. unbemerkt an die Tonne kommen können, da sie auch von außen recht warm wird.
3. Bitte beachtet, dass bei einer Zweckentfremdung von Gegenständen keine Garantie greift! Der selbstgebaute Heubedampfer stellt eine kostengünstige Alternative zu Profigeräten dar. Gewährleistung und Garantie erhaltet ihr nur bei der Verwendung spezieller Geräte.
4. Mit der beschriebenen Bedampfungsmethode habe ich die besten Ergebnisse erzielt. Die Beschreibung beruht also in erster Linie auf eigener Erfahrung.
Lesetipps zum Thema:
Karo vom Blogmagazin Pferdefreunde hat ein Interview mit der Tierärztin Dr. med. vet. Svenja Thiede zum Thema Homöopathie bei Atemwegserkrankungen geführt.
Klaudia vom Blog Two Toned hat eine lesenswerte Zusammenfassung darüber geschrieben, was die Diagnose Chronische Atemwegserkrankung bedeutet.
Die Halo- bzw. Salztherapie ist eine sanfte und natürliche Methode, Pferde bei Atemwegsproblemen zu unterstützen. Dietmar vom Blog Pferdekult beschreibt sie in diesem Artikel.