Pferd Training

Wenn die Tage länger werden und die Pferde erste Haare von ihrem Winterfell verlieren, dann ist das Frühjahr nicht mehr weit. Ich liebe diese kleinen Dinge die andeuten, dass wir bald auch wieder nach dem Arbeitstag bei Tageslicht ausreiten können. Doch nicht nur der Winter hindert uns manchmal an einem konstanten Training, auch nach Krankheitsphasen oder wohlverdienten Pausen müssen wir unsere Pferde wieder fit machen, damit sie uns Menschen schadlos tragen können. Aufgebaute Muskulatur wird nach etwa acht Wochen ohne regelmäßige Arbeit abgebaut und muss erneut antrainiert werden. Einige Elemente lassen sich auch wunderbar in das alltägliche Training integrieren, denn sie entspannen Körper und Geist. Deshalb kommen hier nun meine Tipps für ein entspanntes Grundlagentraining.

  1. Wie baue ich die Kondition schonend auf?

Da wir Menschen auch nicht mit einem Marathon in das Lauftraining einsteigen, sollten wir auch beim Pferd zunächst auf einen Konditionsaufbau Wert legen. Das Herz-Kreislauf-System muss sich an die körperliche Belastung gewöhnen und anpassen. Dazu genügen zunächst – abhängig von der individuellen Grundkondition- Bewegungseinheiten von 20 bis 40 Minuten. Diese sollten hauptsächlich im Schritt absolviert werden. Der Schritt ist die Gangart, in der Pferde am besten entspannen, denn diese Gangart ist mit der Futteraufnahme verknüpft. Natürlich sind auch kurze Strecken im Trab möglich. Jedoch muss die Atmung des Pferdes ruhig bleiben. Schweiß darf sich nur auf den Muskeln bilden, die das Pferd belastet. Für den Aufbau der Kondition bieten sich Spaziergänge oder leichte Longenarbeit an.

  1. Wann kann ich die Trainingseinheiten verlängern?

Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es leider nicht. Das Pferd bestimmt das Tempo. Wenn wir merken, dass die Atmung des Pferd auch nach den Trainingseinheiten ruhig ist, können wir diese verlängern. Galoppieren sollte das Pferd in dieser Phase noch nicht, denn der Galopp verbraucht sehr viel Energie.

  1. Wie baue ich die Muskulatur sinnvoll auf?

Hat sich das Herz-Kreislauf-System an die Belastung gewöhnt geht es darum, die Muskulatur wieder aufzubauen. Muskulatur, die nicht ausreichend trainiert ist, aber trotzdem belastet wird, verursacht Muskelkater und kann schlimmere Schäden durch Ermüdungserscheinungen davon tragen.

Die beste Gangart für den Muskelaufbau ist der Trab. In der Natur trabt das Pferd vor allem auf der Flucht. Deshalb muss besonders viel Wert auf eine entspannte Haltung gelegt werden.

Die Länge der Trainingseinheiten kann nun auch langsam gesteigert werden. Das Pferd sollte nun etwa 45 Minuten bewegt werden können, ohne körperlich oder mental überfordert zu sein. Regelmäßige Schrittpausen lassen den Kreislauf runterfahren. Und auch diese Schrittpausen können sinnvoll genutzt werden, um die Koordination und Beweglichkeit des Pferdes zu schulen. Hierzu bieten sich vor allem Seitengänge an.

  1. Wie viele Pausen braucht mein Pferd?

Gerade in der Phase des Muskelaufbaus sollte dem Pferd regelmäßig ein freier Tag gegönnt werden. Diese Pausen sind nötig, damit die Muskulatur regenerieren kann und Energie auftankt.

  1. Wann kann mein Pferd wieder geritten werden?

Wie bereits erwähnt sollte das Training zunächst ohne Reitergewicht stattfinden. Sobald die wichtigsten Muskeln, die an der Tragfähigkeit beteiligt sind, genügen aufgebaut sind, können wir auch wieder reiten. Zu diesen Muskeln gehört zum Beispiel die Bauchmuskulatur. Sie ermöglicht dem Pferd, den Rücken aufzuwölben. Ein gut trainierter Bauch sieht schlank und kräftig aus, die Bauchmuskulatur ist gut sichtbar. Pferde, die eine schwache Bauchmuskulatur haben, wirken aufgebläht und haben einen „Hängebauch“.

Eine gut trainierte Bauchmuskulatur ermöglicht dem Pferd das Aufwölben des Rückens. Sobald das Pferd seinen Rücken aufwölbt, trägt es unser Gewicht mit der Wirbelsäule und die Dornfortsätze entfernen sich voneinander. Pferde, die den Rücken beim Reiten durchdrücken tragen unser gesamtes Gewicht mit der langen Rückenmuskulatur. Diese hat jedoch keine tragende Funktion sondern ist für die Bewegung der Vorder- und Hinterbeine zuständig. Trotzdem muss auch die Rückenmuskulatur stark genug sein, um die Wirbelsäule zu stabilisieren.

Auch die Hinterhand benötigt genügend Muskulatur. Nur, wenn sie rund und kräftig ist, kann das Pferd genügend Last mit den Hinterbeinen aufnehmen.

Ein gut bemuskeltes Pferd besticht durch eine schön geschwungene Oberlinie vom Genick bis zur Kruppe. Die Muskulatur ist eben und kräftig. Ist die Muskulatur hingegen schwach, wirkt das Pferd kantig. Knochen und Gelenke zeichnen sich deutlich ab. Aber Achtung: Auch ein übergewichtiges Pferd wirkt rund, fühlt sich aber im Gegensatz zum trainierten Pferd weich an.

  1. Welche Übungen unterstützen den Muskelaufbau?

Um die Bauchmuskulatur zu stärken eignet sich vor allem die Stangenarbeit oder das Springen über niedrige Cavalettis. In dem Moment, in dem das Pferd das Hindernis überwindet, wölbt es den Rücken auf und spannt dazu die Bauchmuskulatur an. Stangen, die zum Beispiel im Dreieck gelegt werden oder aber auch als Reihe mit einzelnen erhöhten Elementen, trainieren zudem die Koordination und die Aufmerksamkeit.

Die Hinterhandmuskulatur wird vor allem durch Übergänge zwischen den Gangarten trainiert. Pariert man das Pferd zum Halten und lässt es daraus wieder antreten, sollte sich das Hinterbein zuerst bewegen. So nimmt es in der Vorwärtsbewegung genügend Last auf. Spaziergänge auf hügeligen Strecken fördern ebenfalls die Hinterhandmuskulatur.

Die Muskeln des Rückens werden in erster Linie in der Dehnungshaltung aufgebaut, womit auch schon beim siebten und letzten Tipp wären.

  1. In welcher Haltung trainiere ich mein Pferd am effektivsten?

Liegt der Schwerpunkt des Trainings auf dem Muskel- und Konditionsaufbau, ist die Dehnungshaltung die schonendste Variante der Fortbewegung. In dieser Haltung trägt das Pferd seine Nase auf Höhe des Buggelenks, der Rücken wölbt sich auf und die Hinterhand tritt aktiv unter. Außerdem befindet sich die Nase deutlich vor der Senkrechten.

Sinkt der Kopf tiefer als auf Buggelenkshöhe, ist die Belastung auf der Vorhand zu stark.

Manchmal sieht man Pferde, die sich im Kopf- und Halsbereich sehr schön dehnen, dabei aber die Hinterhand nicht ausreichend einsetzen. Das entspricht der natürlichen Bewegung des Pferdes und ist auf kurzen Strecken auch nicht unbedingt schädlich. Da das Ausbildungsziel jedoch darin liegen sollte, dass das Pferd die meiste Last mit den Hinterbeinen trägt, sollte schon zu Beginn der Ausbildung darauf Wert gelegt werden. Nur ein Pferd, das sich selber und auch uns Menschen gut trägt, wird auf Dauer gesund und leistungsbereit bleiben.

Beobachtet man Pferde auf der Weide, wird man sehen, wie sie sich mit einer gedehnten Oberlinie fortbewegen. So bewegen sie sich besonders energiesparend vorwärts und wir können uns diesen „Energiesparmodus“ zu Nutze machen.

Doch die Dehnungshaltung ist nicht nur für den Körper des Pferdes von positiver Bedeutung, sie ist zudem ein Zeichen psychischer Entspannung.

Beherrscht das Pferd die Dehnungshaltung im Schritt, wird sie im Trab erarbeitet. Der Trab ist jedoch das Fluchttempo der Pferde und so mit Spannung und Stress verbunden. Deshalb wird es dem Pferd zunächst schwer fallen, sich im Trab zu dehnen. Daher hilft eine vertrauensvolle Verbindung zum Pferd sowie eine entspannte Stimmung, um die Dehnungshaltung im Trab und später im Galopp erarbeiten zu können.

Ich kann es jetzt kaum noch abwarten, dass Reitwege und Reitplatz endlich wieder auftauen, und mein Pferd und ich wieder durchstarten können. Auch wenn sie ihre freie Zeit momentan sehr genießt. Die ersten zarten Blätter der Schneeglöckchen habe ich schon erblickt. Das lässt mich hoffen, dass das Frühjahr bald beginnt.

Eure den-Winter-nicht-mögende Christina

Ihr möchtet nicht nur eure Pferde, sondern auch euch selbst fit machen für das Frühjahr? Wie wäre es mit Pilates? Tolle Übungen und Hintergrundinfos hat Herzenspferd für euch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*