Bei einem Bummel durch das Reitsportgeschäft oder bei einem Blick in ihre Kataloge sieht man sie immer wieder: Englische Reithalfter, in den meisten Fällen kombiniert mit einem Sperrriemen. Und was dort so standardmäßig angeboten wird, kann dem Pferd ja nicht schaden, oder? Leider doch. Denn nicht alle Reithalfter, die angeboten werden, sind pferdegerecht.
Was hat es nun mit Sperr- und Nasenriemen auf sich? Der Nasenriemen des Englischen Reithalfters ist meiner Meinung nach unnötig, schadet dem Pferd bei richtiger Verschnallung jedoch nicht. Die Passform des Kopfstückes ist hier ausschlaggebend: Der Nasenriemen sitzt zwei Finger breit unter dem Jochbein. Er wird so locker verschnallt, dass zwei Finger übereinander (und nicht nebeneinander) zwischen Nasenrücken und Riemen Platz finden. Der Abstand zu dem oberen Rand der Nüstern beträgt mindestens vier Finger. Liegt der Nasenriemen weiter unten, wird die Atmung des Pferdes eingeschränkt.
Nun zum Sperrriemen. Während der Nasenriemen bei korrekter Verschnallung gerade noch akzeptabel ist, gehört der Sperrriemen an kein Pferdemaul! Wie er sich auf die Atmung auswirkt, darüber habe ich bereits berichtet (s. Link). Aber der Sperrriemen stört noch eine ganz andere Funktion, nämlich das Kauen. Zum Kauen muss das Pferd nämlich sein Maul öffnen können, und zwar weiter, als es der Sperrriemen bei angeblich korrekter Verschnallung erlaubt. Ein Pferd, das nicht kauen kann, wird sich nicht losgelassen bewegen können. Denn die Kaubewegung des Kiefers überträgt sich auf Zunge und Zungenbein und von den dortigen Muskeln auf das Brustbein, den Nacken und die Schultern. Ist das Kiefergelenk nun also durch einen Sperrriemen festgestellt, wird sich diese Verspannung auf die weiterführende Muskulatur übertragen. Ein lockeres Genick setzt eine entspannte Kiefermuskulatur voraus. Wenn wir unser Pferd in einer korrekten Aufrichtung reiten möchten, gehört eine entspannte Kaubewegung dazu.
Zudem löst die Bewegung der Zunge, ausgelöst durch die Kaubewegung, den Schluckreflex aus. Ein Pferd, das nicht kauen kann, kann demnach den Speichel, der sich bildet, auch nicht abschlucken.
Und das entspannte Kauen hat noch eine andere Funktion: Es wird von unseren Pferden verbunden mit der Futteraufnahme. Pferde fressen nur dann, wenn sie sich sicher fühlen. Die Kaubewegung ist somit nicht nur mit der Nahrungsaufnahme, sondern auch mit dem Gefühl der Sicherheit positiv besetzt.
In diesem Sinne: Nur ein Pferd, das Kauen darf, ist entspannt und locker!
PS: Regina Rheinwald setzt sich mit ihrer Aktion „Sperrriemen? Nein danke!“ für ein Verbot des Sperrriemens ein. Eine Aktion, die ich nur unterstützen kann. Und auch ihr könnt euch beteiligen: Schickt uns eure Stellungnahme gegen den Sperrriemen! Eure Mühe soll belohnt werden: Unter allen Einsendungen verlosen wir das Sachbuch „Ein Buch, das nie erschien“, den Roman „Der Reitstall – Unter Verdacht“ sowie ein pferdiges Fanshirt von slaka kreativ.
Man kann gar nicht oft genug darauf aufmerksam machen! Ich bin Turniere geritten und damit das Zaumzeug komplett aussieht, habe ich den Sperrriemen ganz locker verschnallt. Mittlerweile habe ich ein Zaumzeug, wo gar keiner mehr dabei ist und die lästige “Schlaufe” vorne am Zaumzeug nicht sichtbar ist 🙂 Ich habe lange suchen müssen, um so ein schönes englisches Zaumzeug zu finden!
Liebe Klaudia,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich gebe Dir Recht, heutzutage sind die Sperrriemen oft standardmäßig an Trensen. Umso besser, dass Du eine ohne Schlaufe gefunden hast 🙂
Liebe Grüße,
Christina
Vielen Dank für diesen Artikel, man kann gar nicht oft genug darauf aufmerksam machen! Als ich Turniere ging, habe ich den Sperriemen immer ganz locker verschnallt, damit das Zaumzeug komplett aussieht. Mittlerweile habe ich eines, wo gar kein Sperrriemen dabei war – da habe ich lange danach gesucht 🙂