Die innere Mitte – Was ist das eigentlich?
Die innere Mitte ist in der TCM gleichbedeutend mit der Wandlungsphase Erde. Zu dieser Wandlungsphase gehören die Funktionskreise von Milz und Magen. Die Milz ist dabei hauptverantwortlich für die Umwandlung der Nahrung, während der Magen die Aufgabe hat, Nahrung zu fermentieren bzw. reifen zu lassen. Somit stellen beide Funktionskreise den Ursprung von Qi und Blut dar. Daraus können wir nun schließen: Wenn die innere Mitte stark ist, hat unser Pferd ausreichend Energie und Blut.
Der Wandlungsphase Erde wird der Spätsommer sowie die Zwischenjahreszeiten zugeordnet. Der Spätsommer ist die 5. Jahreszeit der TCM und liegt zeitlich in der Mitte von Holz (Frühjahr) und Feuer (Sommer) sowie Metall (Herbst) und Wasser (Winter). In der TCM gehen die Jahreszeiten nicht nahtlos ineinander über, so wie wir es in der westlichen Denkweise kennen. Zwischen den Jahreszeiten liegen die sogenannten Zwischenjahreszeiten, die ebenfalls zur Wandlungsphase Erde gehören. Diese Wandlungsphase ist liegt also auch zeitlich immer in der Mitte.
In der TCM gibt es verschiedene Zyklen. Diese Zyklen beschreiben die Beziehung der einzelnen Wandlungsphasen zueinander. Einer dieser Zyklen ist die kosmologische Sequenz. Hier befindet sich das Erd-Element in der Mitte.
Nun beschäftigen wir uns damit, ob sich Dein Pferd bereits in seiner Mitte befindet oder nicht. Die wichtigsten Checkpunkte dazu findest Du in den Beitragsbildern.
Befindet sich Dein Pferd in seiner Mitte, hast Du ein gut gelauntes, motiviertes und überwiegend gesundes Pferd. Natürlich gibt es auch hier Schwankungen. Jedes Pferd wird einmal krank und jedes Pferd hat schon mal keine Lust auf das Training. Jedoch sollte Dein Pferd Krankheiten zum Beispiel gut überstehen und meistens einen wachen und zugewandten Eindruck machen.
Ganz wichtig: Gewichtsstörungen jeder Art, also entweder Unter- oder Übergewicht, zeigen, dass der Funktionskreis von Milz und Magen nicht im Gleichgewicht ist.
Wenn also ein Pferd dauerhaft zu dünn ist und alle Ursachen, wie zum Beispiel Zahnprobleme, Stress oder Schmerzen ausgeschlossen sind, dann macht es Sinn, die Mitte zu stärken.
Um die Mitte unseres Pferdes zu stärken, beschäftigen wir uns zunächst mit den grundlegenden Punkten der Pferdefütterung.
Ein wichtiger Punkt, der dazu beiträgt, die Mitte zu stärken, sind regelmäßige Futterzeiten. Das Pferd ist ein Gewohnheitstier und sollte deshalb immer möglichst zur selben Zeit gefüttert werden.
Wer sich mit der Pferdefütterung beschäftigt, der kommt um ein wenig Rechnerei nicht herum. Eine dem Bedarf angepasste Grundration stärkt die Funktionskreise von Milz und Magen und damit die Mitte. Du solltest Dich also damit beschäftigen, welche Bedarfswerte es hinsichtlich Energie, Eiweiß oder Rohfaser gibt. Diese Werte findest Du z.B. im Internet oder in Fachbüchern. Bedarfswerte, die sich auf Vitamine und Mineralstoffe beziehen, sind immer kritisch zu hinterfragen. Diese Werte schwanken je nach Quelle. Zudem beziehen sich diese Werte auf synthetisch zugeführte Vitamine und Mineralstoffe. Die Bioverfügbarkeit in natürlichen Futtermitteln ist jedoch umso höher, weshalb ich ungern mit diesen Werten arbeite.
Deshalb empfehle ich, das Pferd zu beobachten. Zeigt es Mangelsymptome? Wenn ja, auf welchen Mangel könnten die Symptome hinweisen? Gibt es Blutbilder oder Haarmineralanalysen, die in Kombination mit Symptomen auf einen Mangel hindeuten? Kenne ich die Inhaltsstoffe meines Heus und der restlichen Ration, wie z.B. Kraftfutter, und kann dementsprechend Mängeln vorbeugen, indem ich die fehlenden Vitalstoffe ergänze? Diese Punkte sollten bei der Gestaltung der Ration berücksichtigt werden.
Außerdem spielt das Sättigungsgefühl des Pferdes natürlich eine Rolle bei der Rationsgestaltung. Wenn Heu zum Beispiel rationiert gefüttert werden muss, dann sollte darauf geachtet werden, dass das Pferd dennoch satt wird. Wenn das Heu sehr gehaltvoll ist, kann die Menge mit gutem Futterstroh oder anderen, weniger gehaltvollen rohfaserhaltigen Futtermitteln ergänzt werden.
Und nicht zuletzt: Das Pferd darf keinen Stress haben! Stress während der Fütterung entsteht zum Beispiel durch Futterneid oder wenn das Pferd sehr rangniedrig ist und deshalb vom Futter vertrieben wird.
Auch aus Sicht der TCM kannst Du einiges tun, um die Mitte Deines Pferdes zu stärken.
Grundsätzlich stärken alle Getreidesorten die Mitte. Getreidesorten haben aus Sicht der TCM einen süßen Geschmack. Der süße Geschmack wird dem Funktionskreis der Milz zugeordnet. Für Pferde eignet sich vor allem Hafer. Dieser kann als Kraftfutter eingesetzt werden, wenn der Energiebedarf über das Raufutter nicht gedeckt wird. Oder man nutzt Hafer aufgrund seiner therapeutischen Eigenschaften. Dann füttert man nur eine Handvoll am Tag.
Hafer stärkt das Qi von Lunge, Milz, Herz und Niere sowie das Wei-Qi und unterstützt bei allgemeiner Schwäche und Müdigkeit. Er kann die normale Regulation des Blutzuckers unterstützen. Bei Problemen im Verdauungstrakt wie beispielsweise Verstopfung oder Magenschleimhautentzündungen können eingeweichte Haferflocken eingesetzt werden.
Hafer ist reich an den Aminosäuren Tryptophan, Lysin, Methionin und Leucin. Zudem enthält er viel Vitamin E und B6 sowie Omega-3-Fettsäuren.
Verträgt das Pferd keinen Hafer bzw. Getreide, so kann auf Grünhafer zurückgegriffen werden. Grünhafer wird vor der Einlagerung der Stärke geerntet. Somit ist er für eine stärkearme Fütterung geeignet. Dennoch besitzt er alle positiven Eigenschaften, die das Haferkorn auch hat.
Lauwarmes Futter liefert aus Sicht der TCM zusätzliche Energie. Deshalb bietet sich die Fütterung von Mash oder z.B. Grünhafercobs an. Bei dem Mash sollte auf die Inhaltsstoffe geachtet werden. Ich empfehle gerne Produkte, die frei von synthetischen Zusatzstoffen sind. Zudem sollte auf die weiteren Inhaltsstoffe geachtet werden. Einige Sorten enthalten z.B. Bierhefe, die nicht jedes Pferd verträgt.
Die innere Mitte kann auch durch die Gabe von Kräutern gestärkt werden. Zu diesen Kräutern gehören Fenchel, Anis, Kümmel, Schafgarbe oder Tragantwurzel.
Fehlt nur noch die Antwort auf die Frage: Wann unterstütze ich die Mitte meines Pferdes?
Die erste Antwort lautet: Dann, wenn sie Unterstützung benötigt.
Wenn Du anhand der Checklisten festgestellt hast, dass die Mitte Deines Pferdes Unterstützung benötigt, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Funktionskreise von Milz und Magen zu stärken. Wie das geht, habe ich Dir im vorherigen Beitrag erklärt.
Nun ist es so, dass ein Pferd nicht unbedingt mit Verdauungsproblemen oder ähnlichem reagieren muss, wenn seine Mitte aus dem Gleichgewicht geraten ist. Auch bei anderen Symptomen oder Erkrankungen macht es durchaus Sinn, die Mitte zu stärken. Denn eine gesunde Mitte strahlt auf andere Funktionskreise aus. Also: immer, wenn Du das Gefühl hast, dass Dein Pferd aus dem Gleichgewicht geraten ist, kannst Du die Mitte unterstützen.
Die zweite Antwort: Die Mitte wird immer in der entsprechenden Jahreszeit unterstützt. Dein Pferd scheint im Großen und Ganzen im Gleichgewicht zu sein? Sehr schön! Und damit das so bleibt, kann man sein Pferd entsprechend der vorherrschenden Elemente und damit im Rhythmus der Jahreszeiten füttern. Die Mitte gehört zu den Zwischenjahreszeiten. Wann diese Zwischenjahreszeiten sind, kannst Du der Grafik entnehmen.
Wenn Du es ganz im Sinne der TCM machen möchtest, berücksichtigst Du ebenfalls die Zeiten der Organuhr. Nach der Organuhr hat der Magen seine energiereichste Zeit zwischen 7 und 9 Uhr, die Milz zwischen 9 und 11 Uhr. Du kannst beide Funktionskreise zu diesen Zeiten gezielt mit den vorgestellten Futtermitteln unterstützen. Und Du solltest Deinem Pferd zwischen 7 und 9 Uhr Zeit zum Fressen und Verdauen geben.
Du benötigst Hilfe bei der Rationsgestaltung für Dein Pferd? Dann informiere Dich hier gerne über mein Angebot der Futtermittelberatung.
Du brauchst weiteren Input, damit Du Dein Pferd unterstützen kannst, gesund und munter zu sein? Dann ist vielleicht der Selbstlernkurs „TCM für Dein Pferd“ interessant für Dich.