Pferd TCM

Konsequenz, Druck und ein ärgerliches Pferd: Dinge, mit denen sich wohl jeder Pferdemensch schon einmal beschäftigt hat. Diese Stichworte fielen auch im Rahmen meiner Reihe „Die fünf Pferdetypen in der TCM“. Anlass genug, sich weiterführend mit ihnen zu beschäftigen.

Zwar treffen sie in erster Linie auf die Eigenschaften des Gan- bzw. Leber-Typen zu,  aber letztendlich sollte man sich mit diesen Begriffen immer auseinandersetzen, wenn man mit Pferden arbeitet.

Was bedeutet Konsequenz?

Konsequenz wird immer noch häufig mit Strenge verwechselt. Dabei sollte es bei einer konsequenten Pferdeerziehung in erster Linie darum gehen, dass aufgestellte Regeln immer und ohne Ausnahme eingehalten werden. Diese Regeln entstehen im alltäglichen Zusammenleben mit dem Pferd und sind so individuell wie die Mensch-Pferd-Beziehung.

Als freiheitsliebender Mensch mag dich das Wort Regel nur sehr ungern. Wie jeder weiß, sind Regeln dazu da, gebrochen zu werden. In einer Pferdeherde sind sie dennoch unerlässlich, denn sie geben Struktur und Sicherheit.

Diese Regeln bestehen darin, in welcher Reihenfolge die Herdenmitglieder fressen oder trinken dürfen oder wer das Tempo und die Richtung bei einer möglichen Flucht bestimmt. Diese Aufgabe übernimmt die Leitstute. Wäre es nicht geregelt, dass die Leitstute die Herde auf der Flucht anführt, würden alle in eine andere Richtung laufen und Fressfeinden hemmungslos ausgeliefert sein.

Indem wir also gewisse Regeln im Umgang mit unserem Pferd erstellen, geben wir ihm Sicherheit und schaffen Vertrauen. Und das Pferd wird diese Regeln nur dann ernst nehmen, wenn wir sie konsequent einhalten.

Regeln entstehen aus dem Charakter und dem Verhalten unseres Pferdes. Wenn wir zum Beispiel ein verfressenes Pferd haben, das nach jedem Grashalm giert, so ist es eine sinnvolle Regel, dass das Pferd nie! Grasen darf, wenn wir es am Strick führen oder gar reiten.  Besonders der Gan-Typ würde eine Ausnahme dieser Regel sofort abspeichern und ihr könnt sicher sein: Lasst ihr dieses Pferd einmal am Wegesrand fressen, wird es beim nächsten Ausflug an der selben Stelle die Nase ins Gras stecken.

Es lohnt sich, wenn man sich bewusst Gedanken darüber macht, welche Regeln man im Zusammensein mit seinem Pferd einführen möchte. Hilfreich ist es auch, diese in kurzen Sätzen aufzuschreiben, damit sie sich einprägen und wie selbstverständlich in den alltäglichen Umgang mit dem Pferd integriert werden.

Konsequenz macht uns für unsere Pferde zu zuverlässigen Partnern. Nur, wer konsequent handelt, wird ernst genommen und respektiert.

Warum Konsequenz und Gefühl untrennbar miteinander verbunden sind erfährst Du in diesem Artikel von Claudia auf www.lenina01.at

Für Kultreiter spielen innere Ruhe und Konsequenz eine wichtige Rolle in der Pferdearbeit.

Druck erzeugt Gegendruck

Um noch einmal bei dem Beispiel mit dem Grasen am Wegesrand zu bleiben, stellt euch folgende Situation vor: Ihr geht mit eurem Pferd spazieren und plötzlich reißt es ruckartig den Kopf runter, um eine kleine Zwischenmahlzeit einzunehmen. Was wird passieren, wenn ihr versucht, es mit aller Kraft von den saftigen Grashalmen weg zu ziehen? Richtig, nichts. Zumindest nichts, was zum Erfolg führt. Das Pferd wird sich mit aller Kraft in das Halfter hängen und gegen euren Druck angehen.

 

So wie es sich mit diesem äußeren Druck verhält, ist es auch mit emotionalem bzw. psychischem Druck.  Wenn wir Menschen unbedingt wollen, dass ein Pferd eine neue Lektion versteht, wird das Pferd noch mehr wollen, sie nicht zu verstehen.  Flexible Pläne, wie man sein Pferd beschäftigen möchte, zahlen sich aus. Und wie immer ist es unerlässlich, sich in die Stimmung seines Pferdes einfühlen zu können.  Wenn wir merken, dass unser Pferd nicht aufnahmebereit für neue oder schwierige Dinge ist, dann sollten wir umschwenken auf Übungen, die es gut und gerne macht. Wir Menschen bestimmen den Weg, den wir mit unseren Pferden gehen, nicht alleine.

Druck kann ebenfalls durch Überforderung entstehen. Wir sollten also nichts Unmögliches von unseren Pferden erwarten und Trainingsschritte flexibel an die Lerngeschwindigkeit unseres Pferdes anpassen. Vor allem, wenn wir merken, dass unser Pferd mit Gegenwehr reagiert. Langsames Lernen liegt dem Gan-Typen übrigens eher.

Druck entsteht übrigens auch, wenn Konsequenz mit Strenge verwechselt wird. Wer streng ist, zeigt sich hart und unnachgiebig. Und dadurch verlieren wir die Möglichkeit, einfühlsam auf das Pferd einzugehen und ihm entgegen zu kommen, wenn es bei einer bestimmten Übung zum Beispiel nicht mitarbeiten möchte.

Über eine sanfte Hilfengebung schreibt Tanja von tash horseexperience in ihrem Artikel „Feine Hilfen“.

Pferd Ärger

Auch Pferde können sich ärgern

Ärger ist eine typische Gefühlsregung von Leber-Pferden. Natürlich tritt sie auch bei anderen Pferden auf.  Doch wie entsteht Ärger?

Ärger entsteht, wenn man sich respektlos behandelt fühlt. Diese Form von Ärger wird durch äußere Umstände bedingt.

Respektlos einem Pferd gegenüber ist man als Mensch, wenn man seine nötige Individualdistanz zum Beispiel nicht einhält. Wer einmal eine Pferdeherde beobachtet hat, der wird bemerkt haben, dass Pferde sich nicht pausenlos auf der Pelle hängen. Vielleicht spielen sie kurzfristig miteinander oder knibbeln sich gegenseitig den Mähnenkamm, aber nach kurzer Zeit stehen sie wieder in einem gewissen Abstand zueinander. Diesen Individualabstand sollten auch wir Menschen akzeptieren.

Respektlos sind wir als Menschen auch, wenn wir die Sprache der Pferde nicht verstehen und die Zeichen, die uns ein Pferd gibt, dadurch nicht deuten können.

Pferde, vor allem die ehrgeizigen Gan-Typen, können sich auch ärgern, wenn ihnen etwas nicht so gelingt, wie sie es sich vorgestellt haben. Diese Form von Frustration können wir vermeiden, indem wir im Training keine unlösbaren Aufgaben stellen. Es ist immer sinnvoll, einen mittleren Schwierigkeitsgrad zu wählen, der das Pferd weder über- noch unterfordert. Zudem sollte man dem Pferd regelmäßige Erfolgserlebnisse verschaffen. Nur so erhält man ein Pferd, das gerne und motiviert mitarbeitet.

Druck und Ärger führen zu Muskelverspannungen

Druck und Ärger führen nicht selten zu Muskelverspannungen. Auch wir Menschen kennen die schmerzvollen Muskelverhärtungen, wenn wir über längere Zeit stressigen Situationen ausgesetzt sind. Bei Gan-Typen hilft es, viele gymnastizierende Übungen in das Training einzubauen und eine lange Aufwärmphase einzuplanen. Zusätzlich kann man sie sowohl innerlich als auch äußerlich (Decke, Solarium) mit Wärme versorgen. Spezielle Kräutermischungen bringen diese innere Wärme und unterstützen die Entspannung von verkrampften Muskeln.

Nachfolgend habe ich verschiedene Kräuter und ihre positive Wirkung auf Muskeln zusammen gefasst.

Eine Fütterung von Kräutern sollte grundsätzlich nur über einen Zeitraum von ca. 6 Wochen erfolgen. Wie immer gilt: Meine Empfehlungen ersetzen keine Untersuchung durch einen Tierarzt!

Kräuter für Pferde

–          Löwenzahn: stärkt die Leberfunktion, fördert den Stoffwechsel

–          Mariendistel: entkrampft das vegetative Nervensystem

–          Gingko und Weißdorn: fördern die Durchblutung

–          Pfefferminze: schmerzstillend

–          Alant: krampflösend und leberanregend

–          Kümmel: durchblutungsfördernd

–          Brennnessel: fördert den Stoffwechsel

–          Teufelskralle: entzündungshemmend, abschwellend und schmerzstillend

–          Yucca-Wurzel: entzündungshemmend

Bei diesem Kräutern handelt es sich nicht um typische Kräuter aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Ich bin der Meinung, dass unsere heimischen Kräuter genügend Möglichkeiten bieten, die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Pferde zu unterstützen.

Wer sein Pferd bei Muskelverspannungen durch Massagen unterstützen möchte, der erhält im Artikel von Fü(h)rpferd einen schönen Überblick über Techniken.

Ebenfalls lesenswert zum Thema: Der Artikel von Nordfalben.

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