Pferd Achtsamkeit

Buddhisten haben ein tolles Leben. Sie denken weder an das, was gestern war noch daran, was morgen passieren könnte. Sie leben einfach den Moment und nehmen ihn an, wie er ist. Ohne zu urteilen, über sich oder andere. Alles hat seinen Sinn.  Das nennt man wohl Gelassenheit.

Klingt himmlisch und befreiend. Ist aber mit jeder Menge Arbeit verbunden. Obwohl der Begriff „Arbeit“ in diesem Zusammenhang falsch gewählt ist, wird sie doch oft mit Stress und Anspannung verbunden. Das Ankommen im Hier und Jetzt ist vielmehr ein Weg. Einfach nur ein Weg, ohne die Adjektiv lang oder schön. Denn er kann alles sein.

Wir Pferdemenschen haben Glück: Unsere Pferde helfen uns dabei, für den Moment zu leben. Denn auch sie denken nicht anders. Sie denken nicht in der Zukunft oder sehen noch einmal den letzten schönen Ausritt vor ihrem geistigen Auge. Sicherlich haben sie Erinnerungen und Erlebnisse sind positiv oder manchmal auch negativ besetzt. Aber daran erinnern sie sich erst, wenn sie erneut in die gleiche Situation kommen, die beim ersten Mal eben positiv oder negativ war.

 

Buddhisten sehen sich als Teil eines Ganzen. Es gibt keine Existenz ohne die Umwelt. Sie stehen in Verbindung mit der Natur, mit anderen Menschen und mit dem Universum. Ihre eigene Einstellung wirkt positiv auf die Umwelt. Sie streben nach Liebe, Mitgefühl und Gleichmut.

Buddhisten befreien sich von unnötigem Ballast, sei es emotional oder materiell. Was nicht zu ihrem Weg gehört, wird entfernt. Damit entledigen sie sich unnötiger Verantwortung und haben mehr Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, die Gegenwart.

 

Buddhisten hören den Menschen zu, mit denen sie sprechen. Ohne das Handy in der Hand zu haben oder an die Bügelwäsche zu denken. Wie fühlen wir uns, wenn uns ein Mensch seine volle Aufmerksamkeit schenkt? Wertvoll und verstanden, respektvoll behandelt. Wollen wir unseren Pferden nicht ein ähnliches Gefühl schenken? Das Handy in der Sattelkammer oder Jackentasche lassen und uns voll und ganz auf unser Pferd und seine Stimmung einlassen. Achtsam sein. So wie Buddhisten. Sie schenken nicht nur anderen Menschen Achtsamkeit, sondern auch sich selbst. Sie spüren ihren Körper und ihre Emotionen und gehen darauf ein. Ohne egoistisch zu sein oder anderen zu schaden.

 

Buddhisten haben Mitgefühl mit den Lebewesen, die sie umgeben. Und Mitgefühl ist kein Mitleid. Mitleid hemmt und beklemmt uns. Mitgefühl hingegen ist das Vermögen, sich in andere und ihre Empfindungen hinein zu versetzen. Es zeugt von Verständnis und Annahme. Wenn wir fühlen, was unser Pferd empfindet, stärken wir sein Vertrauen. Denn in dem Moment, in dem wir verstehen, warum es gerade ängstlich, aufgeregt oder müde ist und diese Emotion annehmen, machen wir innerlich einen riesigen Schritt auf das Pferd zu.

 

Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich mit meinem Pferd konzentriert an Seitwärtsgängen und Versammlung arbeiten wollte. An diesem Tag war es windig, der Herbst war gekommen, die Blätter fielen von den Bäumen und die Herde war unruhig. Allerfeinstes Buckel- und Rennwetter. An konzentrierte Arbeit war nicht zu denken. Mein Pferd wartete nur auf das nächste Knacken im Gebüsch, um loszustürmen und ihren herbstlichen Übermut los zu werden. Ich verwarf meine Pläne mit der konzentrierten Arbeit und entschied mich kurzerhand für ein lockeres Konditionstraining an der Longe, mit einigen Galopprunden. Und siehe da: Am Ende war sie mir deutlich zugewandt, schnaubte sogar ab und ging zufrieden zurück in ihre Herde. Hätte ich auf die konzentrierte Arbeit bestanden, wäre sie irgendwann explodiert.

Einen “zauberhaften” Beitrag zum Thema Achtsamkeit gibt es auf dem Blog von Claudia zu lesen.

Man muss kein Buddhist sein, um einfühlsam mit einem Pferd umzugehen. Aber eine Konzentration auf den Augenblick macht sehr vieles möglich: Respekt und Vertrauen, Mitgefühl und Verbindung.

Was hat es nun mit dem Zählen bis zehn auf sich? Mache folgende Übung: Setze Dich an einen störungsfreien Ort, entweder auf ein Kissen auf dem Boden oder auf einen Stuhl. Schließe die Augen und konzentriere Dich auf den Moment. Auf den Atem. Und dann zähle langsam bis zehn. Sobald sich Gedanken in Deinem Kopf breit machen, stoppst Du und beginnst wieder bei eins. Ich wette, wir schaffen es anfangs alle nicht weiter als bis drei zu zählen. Spätestens dann haben wir unsere tägliche To Do Liste oder andere Dinge wieder vor Augen. Diese Form der Meditation, täglich ca. 10 Minuten angewendet, hilft uns dabei, mit Stress gelassener umzugehen. Im besten Fall hat Stress keine Chance mehr! Wir fühlen uns emotional stabiler, da wir lernen, Situationen nicht direkt zu bewerten. Gedankenketten können leichter durchbrochen werden, das Gefühl für den eigenen Körper wird gestärkt. Zudem hat die Meditation positive Wirkung auf unsere körperliche Gesundheit.

Wer sich nun mehr mit dem Thema Achtsamkeit und Selbstfürsorge auseinander setzen möchte, dem lege ich diesen Artikel von der Pferdeschule ans Herz.

Wer keinen Draht zur Meditation hat, kann sich bei alltäglichen Dingen, wie zum Beispiel dem Zähne putzen, darauf besinnen, sich nur! die Zähne zu putzen. Ohne dabei an etwas anderes zu denken.

Die Konzentration auf das Wesentliche schließt überflüssiges Gepäck aus. Wenn wir beim Pferd sind, sind wir nur beim Pferd. Und Pferde sind, wie eingangs schon erwähnt, wahre Lehrmeister der Achtsamkeit. Wenn wir fokussiert sind, werden sie uns zugewandt sein. Wenn wir uns unserer eigenen Energie und Gefühle bewusst sind, können wir leichter mit den Pferden in Kontakt treten.

Und mal ganz ehrlich: So ein Nachmittag beim Pferd, ohne Gedanken an Arbeit oder Haushalt, kann ganz schön befreiend sein. In diesem Sinne: Immer schön bis zehn Zählen!

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