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Selenmangel scheint bei Pferden ein weit verbreitetes Phänomen zu sein. In gefühlt sehr vielen Blutbildern werden Selenmängel diagnostiziert und aus Angst vor einem echten Mangel im Anschluss auch therapiert. Doch was hat es mit den Selenwerten im Blut auf sich und warum kann eine Fütterung von Selen sehr schnell gefährlich werden? Darum geht es in dieser Podcastfolge. Wer lieber Lesen möchte, findet den Text weiter unten.

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Ein Selenmangel wir bei Pferden häufig diagnostiziert. Doch was ist Selen überhaupt und wie erkennt man einen echten Mangel? Und gibt es natürliche Quellen für Selen? Diese und weitere Fragen klären wir in dieser Podcast-Folge.

Zunächst einmal: Was ist Selen?

Selen gehört zu den Spurenelementen und ist im Pferdekörper an der Entgiftung beteiligt. Selen ist in der Lage, Schwermetalle wie Arsen, Blei, Cadmium oder Quecksilber zu binden.

Häufig findet man in Blutbildern gleichzeitig niedrige Selen- und schlechte Leberwerte. Wenn die Leber überlastet ist, verbraucht der Körper mehr Selen, um Giftstoffe ausscheiden zu können.

Außerdem übernimmt Selen eine wichtige Aufgabe in der Entzündungshemmung. Selen kann in die Arachidonsäurekaskade eingreifen und somit die Bildung von entzündungsfördernden Prostagladinen eindämmen.

Selen steigert die Funktion von T-Lymphozyten und Antikörpern und spielt somit auch im Immunsystem bzw. bei der Abwehr von Krankheitserregern eine Rolle.

Welche Symptome hat das Pferd, wenn ein Selenmangel vorliegt?

Bei einem Mangel von Selen kann es zu Schilddrüsen-Problemen kommen. Selen ist an der Aktivierung von Schilddrüsenhormonen beteiligt. Bei einem Selen-Mangel findet diese Aktivierung nicht statt.

Bei einem Selen-Mangel kann es zu Problemen mit der Bauchspeicheldrüse und auch mit der Leber kommen. Gerade im Zusammenhang mit der Leber stellt sich hier also die Frage nach dem Huhn und nach dem Ei. Was war zuerst da? Die Leberprobleme oder der Selenmangel?

Auch Hautprobleme wie Ekzeme, Haarausfall und chronische Entzündungen können auf einen Selen-Mangel hindeuten. Außerdem kommt es zu Muskelschwäche bzw. Muskelabbau, wenn der Körper zu wenig Selen zur Verfügung hat.

Wie stelle ich einen Mangel fest?

In erster Linie wird ein Selen-Mangel immer über ein Blutbild oder eine Haar-Mineralanalyse festgestellt. Gerade beim Blutbild haben wir nun eine Schwierigkeit: Blut dient als reines Transportmittel für Mineralstoffe und Vitamine. Selen wird zu 40 % in der Muskulatur gespeichert. Den Wert, den wir also im Blut sehen, ist eine reine Momentaufnahme. Sollte das Blutbild eures Pferdes einen Mangel anzeigen, ganz egal, ob es sich dabei um Selen oder einen anderen Vitalstoff handelt, setzt euch zunächst mit den Mangelsymptomen auseinander, die das Fehlen eines Stoffes auslösen. Vor allem bei Selen ist diese genaue Beobachtung und Abwägung sehr wichtig, da die Gabe eines synthetischen Selen-Präparats eine Vergiftung auslösen kann.

Was mache ich, wenn ein Selen-Mangel vorliegt?

Wenn das Pferd nun deutliche Mangelsymptome zeigt und sich diese mit dem Blutbild oder der Haarmineralanalyse decken, dann sollte zunächst geforscht werden, warum Selen im Mangel ist. So kann zum Beispiel auch ein Methionin-Mangel hinter einem Selen-Mangel stecken. Methionin ist eine essentielle Aminosäure. Essentiell bedeutet, dass der Körper sie nicht selber herstellen kann. Und Methionin ist u.a. für den Transport von Selen verantwortlich. Fehlt Methionin, kann das Selen auch nicht transportiert werden und es kann zu Mangel-Symptomen kommen. Sonnenblumenkerne sind übrigens reich an Methionin und können einen Mangel der Aminosäure ausgleichen.

Wenn eine Analyse des Heus vorliegt, sollte auch diese genau unter die Lupe genommen werden. In vielen Gebieten in Deutschland fehlt Selen bereits im Boden und somit auch im geernteten Heu.

Zudem gibt es Gegenspieler, die Selen hemmen können. Zu diesen Gegenspielern gehören Eisen und Mangan. Liegen im Heu z.B. hohe Eisenwerte vor, so kann deshalb die Aufnahme von Selen gebremst werden. Auch das Trinkwasser sollte auf den Eisengehalt getestet werden, denn dieses kann je nach Leitung ebenfalls einen hohen Eisenwert haben.

Muss Selen supplementiert werden, kann das durch die Fütterung von Selenomethionin oder Natriumselenit erfolgen. Selenomethionin liegt in organisch gebundener Form vor, Natriumselenit hingegen ist anorganisch gebunden. Die Begriffe organisch und anorganisch sagen übrigens nichts darüber aus, ob ein Stoff natürlich ist oder nicht. Organische Stoffe haben eine Verbindung mit einer Kohlenstoff-Kette, anorganische Stoffe haben keine Kohlenstoff-Kette.

Natriumselenit geht mit Vitamin C eine unlösliche Verbindung ein und kann deshalb nur schwer vom Körper aufgenommen werden. Das kann vorteilhaft sein, denn eine Überdosierung ist hier nur schwer möglich. Selenomethionin hingegen wird komplett vom Körper aufgenommen. Hier besteht die Gefahr einer Überdosierung und damit einer Vergiftung.

Wenn wir dem Pferd Selen aus einer natürlichen Quelle anbieten, kann der Körper übrigens sehr gut selber entscheiden, ob er Selen benötigt oder nicht. Überschüssiges Selen aus natürlichen Quellen kann ausgeschieden werden. Selen aus synthetischen Quellen muss hingegen zwangs-verstoffwechselt werden. Eine Überversorgung wird vom Körper nicht toleriert und es kann zu Vergiftungserscheinungen kommen. Als natürliche Quelle von Selen bieten sich z.B. Paranüsse an.

Wann kommt es zu einer Selen-Vergiftung?

Zu einer Selen-Vergiftung kommt es, wenn dem Körper mehr Selen zugeführt wird, als er benötigt. Und zwar in einer Form, die der Körper nicht ausscheiden kann. Dazu gehört, wie schon erwähnt, vor allem Selenomethionin.

Füttert man nun über einen längeren Zeitraum Selen und das Pferd scheidet den Überschuss nicht aus, kann es zu folgenden Symptomen kommen: Viele Pferde entwickeln einen fischigen Geruch bzw. riechen nach Knoblauch. Die Hufe leiden besonders unter einer Selen-Überversorgung. Es kann zu einer schlechten Hornqualität kommen oder sogar zum Ausschuhen. An der Hufwand bilden sich ringförmige Einschnürungen. Es kann auch zur Bildung von Stichelhaaren kommen. Zudem wird die Entstehung von Arthrose, EMS und Insulinresistenzen im Zusammenhang mit einer Selen-Überversorgung diskutiert.

Wie verhindert man eine Selen-Überversorgung?

  1. Indem man den Selenbedarf des Pferdes kennt und berücksichtigt. Der Selen-Bedarf liegt bei einem Pferd bei ca. 0,3 mg je 100 kg Körpergewicht. Diese Angabe bezieht sich auf synthetische Mineralstoffe. D.h. füttere ich ein Pferd mit synthetischen Mineralstoffen, darf dieser Wert nicht überstiegen werden. Selen aus natürlichen Quellen hat eine höhere Bioverfügbarkeit und kann zudem, wie bereits erwähnt, vom Körper ausgeschieden werden.
  2. Indem man genau abwägt, ob das Pferd eine Selen-Ergänzung benötigt oder nicht. Wie bereits erwähnt: Blut ist ein Transportmedium und kein Speichermedium. Deshalb kann es im Blutbild schnell zu einem Mangel kommen. Erst, wenn das Pferd auch entsprechende Symptome zeigt, ist Handlungsbedarf.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Je nach Labor schwanken die Referenzwerte von Selen. D.h. die Untergrenzen variieren. Liegt somit in einem Labor ein Mangel vor, kann der Wert in einem anderen Labor dafür im Soll-Bereich liegen. Mittlerweile wurde bereits festgestellt, dass Isländer z.B. einen deutlich niedrigeren Referenzwert haben als andere Rassen. So kann das Labor zwar einen Mangel anzeigen, aber ein Isländer ist trotzdem ausreichend versorgt.

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